
Ziel:
Ziel des Projekts „SCALE“ ist die präzise und patientenspezifische Beschreibung neurovaskulärer Pathologien unter Berücksichtigung mehrskaliger Blutflussmodellierungsansätze. Darüber hinaus werden KI-basierte Methoden für eine standardisierte Evaluation und die Entwicklung eines klinisch anwendbaren Scoring-Systems zum Einsatz gebracht.

Beschreibung:
Neurovaskuläre Erkrankungen können zu schwerwiegenden Einschränkungen und Behinderungen bei den betroffenen Personen führen und zählen darüber hinaus zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Dazu gehören patientenspezifische Pathologien der Hirngefäße wie intrakranielle Aneurysmen (permanente, ballonartige Gefäßaus-sackungen) oder arteriovenöse Malformationen (Kurzschluss der arteriellen und venösen Gefäße ohne Kapillarbett). Zwar gelingt mithilfe von sich kontinuierlich weiterentwickelnder Bildgebungsmodalitäten eine zuverlässige Diagnose, jedoch ist die individuelle Risikobewertung höchst komplex, unterliegt zahlreichen Einflussgrößen und wird im klinischen Alltag aufgrund fehlender Modelle zu simplifiziert umgesetzt. Dadurch wird die Wahl einer optimalen Therapiemethode erschwert. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens soll mithilfe einer mehrskaligen Modellierung ein ganzheitlicher Ansatz zur Evaluation von neurovaskulären Pathologien realisiert werden. Hierbei wird zunächst die kardiovaskuläre Hämodynamik mittels eines eindimensionalen Modells beschrieben, um im Anschluss die neurovaskuläre Zirkulation und das venöse System dreidimensional und unter Anwendung der numerischen Strömungsmechanik abbilden zu können.
Durch diese hochindividualisierte Herangehensweise können die genannten Pathologien präzise morphologisch und hämodynamisch beschrieben werden, um deren Wachstums- und Remodellierungsprozesse entlang der Zeitskale computergestützt nachzuvollziehen. Dazu werden sowohl zeitabhängige Flussdaten und tomographische Volumendaten genutzt, als auch longitudinale Analysen.Nach der erfolgreichen Realisierung der Modellierungen „von der Aorta bis zur Vene“ setzt sich das Projekt im Rahmen eines Nutzbarkeitsmoduls das Ziel, die entwickelten in-silico Modelle zu standardisieren. Parallel dazu werden hochaufgelöste in-vitro Validierungs-messungen durchgeführt, um die Plausibilität der Modelle zu gewährleisten.
Abschließend ist die Überführung der Entwicklungen in ein Scoring-System vorgesehen, um eine Anwendung im klinischen Umfeld vorzubereiten. Sowohl für die Standardisierung als auch für das Scoring System werden Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) genutzt, die zum einen die Bild- und Modell-basierte Vorverarbeitung und die Auswertung der Flusssimulation beschleunigen können (mit Fokus auf Deep Learning) und zum anderen die extrahierten Parameter würde eine automatische Auswertung nutzen (mit Fokus auf Machine Learning).Insgesamt ermöglicht der geplante ganzheitliche Ansatz zur Bewertung neurovaskulärer Pathologien eine interdisziplinäre Verknüpfung aus simulativer Beschreibung der patientenindividuellen Hämodynamik mit medizinischer Bildgebung, angepasster Modellierung und KI-gestützter Bildverarbeitung und Auswertung. Durch die Übertragung dieser Einflussgrößen in ein standardisiertes Bewertungssystem kann folglich die präzise und für den Patienten risikofreie Einschätzung des tatsächlichen Erkrankungszustands gelingen.
Involvierte Institutionen:
Forschungscampus STIMULATE, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Antragsteller:
PD Dr.-Ing. habil. Sylvia Saalfeld, Forschungscampus STIMULATE, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
PD Dr.-Ing. habil. Philipp Berg, Forschungscampus STIMULATE, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Publikationen:
2022
In: Summer Biomechanics, Bioengineering, and Biotransport Conference (SB3C) Cambridge, Maryland, USA, 2022.
Geometric uncertainty in intracranial aneurysm rupture status discrimination: a two-site retrospective study Journal Article
In: BMJ Open, vol. 12, iss. 11, 2022.
Uncertainty Quantification of Hemodynamic Parameters for Cerebral Aneurysm Rupture Risk Assessment Inproceedings
In: Virtual Physiological Human Conference (VPH) Porto, Portugal, 2022.
Centerline and blockstructure for faststructured mesh generation Journal Article
In: Current Directions in Biomedical Engineering, 2022.
Impact of patient-specific inflow boundary conditions on intracranial aneurysm hemodynamics Journal Article
In: Current Directions in Biomedical Engineering, vol. 8, iss. 1, pp. 125-128, 2022.
Segmentation of Circle of Willis from 7T TOF-MRI data and immersive exploration using VR Journal Article
In: Current Directions in Biomedical Engineering, vol. 8, iss. 1, pp. 129-132, 2022.
In: pp. 691-694, In 7th International Conference on Computational and Mathematical Biomedical Engineering (CMBE) Milano, Italy, 2022.
Can Endovascular Treatment of Fusiform Intracranial Aneurysms Restore the Healthy Hemodynamic Environment? – A Virtual Pilot Study Journal Article
In: Frontiers, vol. Volume 12 – 2021, 2022.
2021
Can black blood MRI predict hemodynamics in intracranial aneurysms? – comparing in-vitro and in-silico flow investigations Inproceedings
In: pp. 1-6, The 18th International Conference on Fluid Flow Technologies Budapest, Hungary, 2021.
In: pp. 1-8, The 18th International Conference on Fluid Flow Technologies Budapest, Hungary, 2021.